Bergfried: Arbeit an den neuen Decken
Wassenberg. Das Innere des Wassenberger Wahrzeichens wandelt sein Gesicht. Bis Juli sollen die neu entstehenden Veranstaltungsräume fertig sein. Von Angelika Hahn
Wen vor rund drei Wochen die Gunst der Stunde traf, der konnte hoch über dem Bergfried die mächtigen, zehn Meter langen Leimbinder für die neuen Holzbalkendecken am Haken des riesigen Baukrans baumeln sehen. Mittlerweile sind die 1,2 Tonnen schweren Balken für die beiden neuen Ebenen im Turm eingebaut. Die Arbeiten an den noch nicht geschlossenen Zwischendecken sind in vollem Gange. Aber mittlerweile lässt sich erahnen, dass in dem vor rund 50 Jahren notdürftig gesicherten Denkmal zwei Geschosse mit Veranstaltungsräumen entstehen und im (betongedeckten) "Keller" in Kürze die Sanitär- und Funktionsräume.
Friedhelm Lindgens, der bei Rongen Architekten federführend den Bergfriedumbau betreut, ist ein Stein vom Herzen gefallen, als die tonnenschweren Leimbinder über die relativ enge (drei mal zehn Meter breite) Öffnung in der Aussichtsplattform heil ins Bergfried-Innere expediert waren. Leider, so sagt er, müssten diese Binder so wuchtig sein, nicht aus statischen Gründen, sondern weil den Brandschutzauflagen Rechnung getragen werden muss. Die Balken liegen auf den historischen Konsolen auf, die im späten Mittelalter ebenfalls Decken trugen. Es wird damit an die frühere Struktur angeknüpft – natürlich mit modernen Materialien. Das Erdgeschoss bekommt einen Parkettbelag, für oben liegen schon die Estrichplatten bereit.
Spuren der Geschichte und Veränderung des Denkmals werden im Zuge der Arbeiten bewusst sichtbar gelassen. Gerade sind Arbeiter dabei, die zerstörten Stücke in den historischen Sitznischen beizumauern, großflächig wurden poröse Stellen in den Wänden geschlossen, Steine ersetzt, neu verfugt. In die derzeit noch vergitterten Öffnungen kommen schlichte Fenster. "Steinsichtigkeit" ist von der Denkmalpflege gewollt, sagt Lindgens. Einen Verputz wird es also im umgestalteten Bergfried nicht geben. Und leider auch – vorerst – keine Barrierefreiheit, denn Geld für einen Aufzug bleibt nicht übrig im abgespeckten Kostenrahmen. Aber eventuell für eine kleine Wärmepumpen-Heizung. "Ob das noch möglich ist, wird sich in Kürze herausstellen", sagt Lindgens. "Wir rechnen noch." Die Alternative wäre eine mobile Heizung bei Veranstaltungen.
"Wir liegen gut im Zeitplan", sagt der Architekt, der die Fertigstellung vor den Sommerferien ankündigt. Was ist bis dahin noch zu tun? Sanierungsbedarf bestehe für die Betondecke der Aussichtsplattform, die Risse und Ausblühungen aufweist, informiert Lindgens. Eine flache Glaskuppel kommt ins "Dach", die für Licht sorgen wird. Die Stahlbeton-Treppenanlage, die erhalten bleibt, wird noch mit Gipswänden begrenzt. Der Ausstieg auf die Aussichtsplattform wird mit einem gläsernen Windfang gestaltet.
Quelle: RP vom 6.3.2014