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Am Donnerstag, 09. November 2017, findet ab 18.00 Uhr eine besondere Ausstellung im Bergfried Wassenberg statt. Sie ist der Wassenberger Beitrag zur Abschlussveranstaltung des internationalen Projekts „Pillars of Freedom“.
An diesem Tag werden weltweit mehr als 100 Skulpturen zum Thema „Säulen der Freiheit“ zu einem Gesamtkunstwerk zusammengeschlossen. Jene einzelne dieser Skulpturen thematisiert eine positive Botschaft zu dem unschätzbaren Wert eines selbstbestimmten Lebens in Freiheit auf der Basis der demokratischen Grundordnung.
Die Künstler möchten mit der Teilnahme an dem Projekt Menschen motivieren, sich für Toleranz und Demokratie einzusetzen. So auch die gebürtige Wassenberger Grafikerin und Bildhauerin Wiltrud Laser-Mauder, die im Rahmen des Projekts eine über 2 Meter hohe Säule mit dem Titel „Der Wert des Selbst“ geschaffen hat.
Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins Wassenberg, eröffnet die Ausstellung mit einer Begrüßungsrede und erläutert im Anschluss daran das Projekt und gibt einige Erläuterungen zur Reichspogromnacht, die sich am 09. November jährt. Auch einige Ausstellungsstücke zum jüdischen Leben in Wassenberg werden ausgestellt und kurz erläutert.
Im weiteren Verlauf wird die Künstlerin Wiltrud Laser-Mauder eine kurze Erläuterung zur Entstehung ihrer Säule „Der Wert des Selbst“ geben. Die Säule wird in der Mitte des Kaminsaals positioniert und dort bis Ende 2017 zu sehen sein. Alle Interessierten sind herzlich zur Enthüllung der Säule bei der Ausstellungseröffnung eingeladen.Weitere Ausstellungszeiten: Jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr (bis einschließlich 17. Dezember 2017, ansonsten nach Absprache)
Zum Hintergrund des Projektes:
Das Projekt „Pillars of Freedom“ (dt. „Säulen der Freiheit“), ist ein internationales Kunstprojekt mit dem Ziel, an die Bedeutung des aktiven Engagements für die Freiheit zu erinnern. Der Hobby-Bildhauer Alfred Mevissen initiierte das Projekt während eines Sabbatical-Jahres, welches er sich von seinem Managerjob in der Pharmaindustrie nahm. Viele folgten seinem Beispiel, so dass inzwischen mehr als einhundert Skulpturen von über neunzig Künstlern aus achtzehn Ländern geschaffen wurden. Jedes einzelne Kunstwerk zeigt auf seine eigene Art und Weise, wie der jeweilige Künstler seine Ideen und Gedanken zum Thema „Freiheit“ umgesetzt hat. Alfred Mevissen selbst ist der Meinung, dass es keinen „kunstvolleren“ Beitrag auf der Welt gibt, der Menschen dazu gebracht hat, sich auf die Suche nach Freiheit zu begeben. Das Gesamtkunstwerk, das am 09. November zu einem Gesamtkunstwerk zusammengeschlossen wird, soll damit ein bedeutendes Zeichen für den Wert und den Erhalt der Freiheit und des Friedens sein.
Weitere Informationen auch unter www.pillars-of-freedom.com
Foto: BeSe
Im Bergfried beteiligte sich Wiltrud Laser-Mauder an der Aktion "Pillars of Freedom". Gedenken an Pogromnacht. Von Michael Moser
Der Anstoß zum weltweiten Projekt "Pillars of Freedom" ("Säule der Freiheit") kam vom Hobby-Bildhauer Alfred Mevissen aus Alsdorf. Er wollte möglichst viele Künstler erreichen, die sich auf der ganzen Welt an diesem Projekt beteiligen und eine Skulptur erschaffen die für Freiheit, Toleranz und Hilfsbereitschaft steht. Über 90 Künstler aus 18 Ländern engagierten sich dann, so dass insgesamt 112 Säulen entstanden. Zu diesen Künstlern gehört auch die gebürtige Wassenbergerin und Grafikerin Wiltrud Laser- Mader.
Seit dem 9. November, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, stellt sie ihre Säule des Friedens im Bergfried aus. Zur Enthüllung waren zahlreiche Interessierte erschienen, um sich das Projekt und weitere Objekte von der Künstlerin erläutern zu lassen. Laser-Mauder präsentierte den Besuchern eine Abstraktion der menschlichen Wirbelsäule, die den Titel "Die Würde des Seins" trägt. "Die Wirbelsäule ist geerdet in einer Wurzel. Sie steht aufrecht da und zeigt Verbrennungsspuren. Für mich steht sie für ein gesundes Selbstwertgefühl", erläuterte die Künstlerin. Der Rücken bestimme das Leben. Die gerade Haltung lässt den Menschen freier durchatmen und steht für eine körperliche wie auch geistige Beweglichkeit: "Wir sind alle geprägt von Begebenheiten in unserem Leben, und wir alle haben hier und da schon mal Unterstützung und Hilfe bekommen", sagte Laser-Mauder. Sie stelle sich die Frage, wie es um unser Selbstwertgefühl stehe.
Im Bergfried beteiligte sich Wiltrud Laser-Mauder an der Aktion "Pillars of Freedom". Wirbelsäule als Symbol für die "Würde des Seins" FOTO: Angelika Hahn
Bezugnehmend auf das historische Datum verwies sie auf ein von ihr gemaltes Bild, das Oskar Schindler zeigt, der in den Kriegsjahren vielen Juden das Leben gerettet hatte: "Oskar Schindler gab sein eigenes Selbstwertgefühl die Kraft, anderen Menschen in extremer Not zu helfen." Neben der Friedenssäule stellt die Künstlerin auch noch zwei Bronzestatuen aus. Eine trägt den Titel "Mann und Frau" und soll für die Liebe stehen. Das Projekt "Menschenbrücke" steht für Gleichheit, Toleranz, Nächstenliebe und Nächstenhilfe.
Zur Eröffnung der Ausstellung sprach Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins. Er ging auf das Datum 9. November ein und schilderte das Leben jüdischer Mitbürger in Wassenberg: "Bei allen Schwierigkeiten und Verfolgungen, die leider stattfanden, gab es in Wassenberg auch Menschen, die bereit waren zu helfen und damit Nächstenliebe praktizierten."
Als Zeitzeuge war Karl Lieck, Wassenberger Heimatautor und Sänger, anwesend. Er schilderte Teile seiner Erinnerungen: "Ich war damals in der ersten Klasse, und wir sind mit unserer Lehrerin morgens zur Synagoge gegangen, die in der Nacht zuvor niedergebrannt worden war, und ich erinnere mich noch genau an diesen Gestank und die rauchenden Holzbretter." Es habe unter den Kindern ein gewisses Unverständnis geherrscht, das erst später dem Erkennen der Wahrheit wich. Anschließend trug Lieck sein selbst verfasstes Gedicht "Brandstifter" vor. Auch in der Betty-Reis-Gesamtschule ist das Thema "Reichspogromnacht" in einigen Klassen behandelt worden. Stellvertretend für die Schüler verlas einer von ihnen ebenfalls ein Gedicht, das auf die Namensgeberin, die im KZ Bergen-Belsen ermordete Wassenberger Jüdin Betty Reis bezogen war.
Die Ausstellung im Bergfried ist bis 17. Dezember jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Termine sind nach Absprache möglich.
Quelle: RP vom 11.112017
Kunst und Worte für Toleranz (Heinsberger Zeitung vom 11.11.2017)
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