von Willi von der Beek †
Der Heimatverein Wassenberg e.V. hat in den 118 Jahren seines Bestehens durch viele Aktivitäten maßgeblich zum Ruf Wassenbergs als Erlebnisort für Naturfreunde beigetragen.
Er wurde am 23. Oktober 1897 als „Verschönerungsverein" ins Leben gerufen und von vielen „Honoratioren" unterstützt, um „Wassenberg zu einem Juwel zu machen", wie Oskar von Forckenbeck damals trefflich niederschrieb. Es war das Ziel der Gründer, Wassenberg für die Bewohner der umliegenden Städte und Orte attraktiver zu gestalten, um viele Besucher anzulocken. Die Lage Wassenbergs war ideal: Im Westen die weite Niederung des Rurtales, im Osten die bewaldeten Höhen des Wassenberger Riedellandes. In der Literatur wurde Wassenberg häufig als „Perle oder Kleinod der Ruraue" bezeichnet - „eine idyllische Lage für Entspannung und Erholung suchende Menschen".
Zielstrebig gingen die Gründer daran, Landschaft, Natur und den Ort selber neu, liebenswerter zu gestalten.
Anziehungspunkt ganz besonderer Art ist das schon 1324 erstmals erwähnte „Judenbruch", einstmals eine Sumpf- und Moorlandschaft, auch eine Begräbnisstätte der jüdischen Bürger, die Oskar von Forckenbeck durch seinen Förster Leonhard Wild zwischen 1870 und 1890 zu einer Parklandschaft umgestalten ließ. Das Judenbruch erhielt ein kunstvoll durchdachtes Wegenetz, vorbei an drei Weihern, die durch einen „Kanal" und den hier entspringenden „Gasthausbach" miteinander verbunden waren.
Die berühmten Kaskadcn von „Kassel, Wilhelmshöhe" standen Pate bei den Gestaltungen der Wasserläufe im kleinen Format. Viele Neuanpflanzungen seltener Gehölze, die Oskar von Forckenbeck von seinen Weltreisen mitbrachte, ließen sehenswerte Waldabschnitte entstehen. Noch heute zeugen mächtige Eichen und Buchen, die von drei Personen kaum umfaßt werden können, von dieser großartigen Gestaltung der Natur. Den ersten Weg ließ Forckenbeck entlang der heu¬tigen Erkelenzer Straße am Rande des „Judenbruchs" durch Befestigung mit hunderten „Schanzen" Holz anlegen. Er führt jetzt den Namen „Forckenbeck-Allee". Damit schuf er die Voraussetzungen für die späteren Wanderwege durch das „Judenbruch", entlang der „Wingertsmühle" (um 1600) und durch die „Myhler Schweiz".
Auch die umliegenden Waldlandschaften zum „Birgelener Pützchen", bis nach Dalheim-Rödgen und zum Meinweg boten Möglichkeiten zur Erschließung weiterer Wanderwege.
Vier Wanderrouten wurden durch farbige Kennzeichnungen an Bäumen und Gebäuden durch den „Verkehrs- und Verschönerungsverein" - so mittlerweile sein Name - „angelegt": Der „Rote Wanderweg" führte in eineinhalb Stunden durch das „Judenbruch". Der „Grüne Wanderweg" erschloß die „Myhler Schweiz", er dauerte etwa drei Stunden. Auf dem "Blauen Wanderweg" konnte man die engere Umgebung Wassenbergs erwandern, während der „Gelbe Wanderweg" in drei Stunden bis zur Dalheimer Mühle führte, damals ein bekanntes und beliebtes Wanderziel. Mitglieder des Vereins führten die Markierungen persönlich durch.
Zur Verschönerung des Stadtbildes wurden mehrere Baumalleen im Stadtgebiet angelegt: Turmstraße, Roermonder Straße, Parkstraße, Burgstraße, Jülicher Straße. Leider fielen die jahrhundertealten Kastanien dem Ausbau der Erkelenzer Straße zum Opfer.
Zum Programm der Stadtverschönerung und als Anziehungspunkt für die Besucher wurden schon 1928 auf Veranlassung des „Verschönerungsvereins" der Gondelweiher und das Freibad am ehemaligen Stadtgraben vor der Stadtmauer angelegt.
Schon nach dem Anschluß von Wassenberg an die Bahnlinie Dalheim-Baal 1911 wurde viel unternommen, um gute Sonn- und Feiertagsanschlüsse für die Erholungssuchenden aus den nahen Städten zu schaffen. Selbst Sonderfahrten mit Schulklassen, die damals die Schönheit Wassenbergs bewunderten, waren möglich geworden. Die Klassen der umliegenden Volksschulen nahmen jedes Jahr an einem obligatorischen Wandertag nach Wassenberg mit Einkehr bei „Tante Lucie" oder im „Hotel Strack" teil.
Die Einrichtung und der Ausbau von Restaurants und Pensionen waren ein wichtiges Ziel des „Verschönerungsvereins", um den Besuchern sowohl Tagesausflüge als auch erholsame „Sommerfrischen" zu bieten. Zur Verschönerung des Stadtbildes legte man 1935 den „Rosengarten" am Gondelweiher an.
Der Freizeitgestaltung diente die erste Tennisanlage am „Wingertsberg", auf der in Römerzeiten Weinbau betrieben wurde - so, wie dies am Südhang des Burgberges seit einigen Jahren wieder erfolgreich geschieht.
Von großer Bedeutung für die Gestaltung des „Judenbruches" war bereits die Anpflanzung der seltenen fremdländischen Baumarten durch Oskar von Forckenbeck gewesen: Weißtanne, Spanische Tanne, Sicheltanne, Stachelfichte, Meerstrandkiefer, Papierbirke, Balsamtanne, Douglasie, Zypresse, Tulpenmagnolie, Manna-Esche, Maulbeerbaum, Silberlinde und Mammutbaum. Der Arzt Dr. Wilhelm Küsters ergänzte diese Reihe noch durch Anpflanzung von 20 neuen Bäumen im „Küsters Garten" neben der Propsteikirche St. Georg. Hier standen - zum Teil heute noch erhalten: Gingkobaum, Flußzeder, Zypresse, Geweihbaum, Roßkastanie, Blutbuche und der heute noch als „Wahrzeichen" der Anlage geltende „Mammutbaum".