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Sänger: Karl Lieck

Wassenberg1420

 

Nach erholsamer Pause im gemütlichen Cafe Post und einer Stärkung mit einem Stück Champagnercremetorte, kreiert von Thomas Windeln, folgen wir den Spuren historisch bedeutsamer Bauten in Wassenberg.
Gleich gegenüber neben der Kreissparkasse erkennen wir die Reste des ehemaligen Kapuzinerklosters. Eine Bronzetafel zeigt uns modellhaft den ehemaligen Klosterbereich. 1654 kamen die Patres nach Wassenberg.
Eberhard von Höngen, genannt „Wassenberg“, stellte seine „adelige, binnen Wassenberg gelegene Behausung so von seinen Eltern bewohnt, den Kapuzinerpatres zur Verfügung, gratis und unentgeltlich.“ So die alte Akte. 1681
wurde die Klosterkirche durch den Lütticher Weihbischof konsekriert. 1819 wurde die Kirche jedoch wieder abgebrochen. Die Patres blieben bis 1802. In Folge der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben, die Patres
vertrieben. Von der ehemaligen Klosteranlage erkennen wir an der Westseite das einstige Refektorium und an der Nordseite den Zellentrakt. Im siebenjährigen Krieg stellte Herzog Ferdinand von Braunschweig 1758 dem
Kloster einen Schutzbrief, einen „Salve Garde-Brief“ aus. Heute erinnert der alljährlich stattfindende Kapuzinermarkt und die in der Brühl gefeierte „Pape“ (Patres-Kirmes) an das Segensreiche Wirken der Kapuziner in Wassenberg.

Gleich nebenan in Richtung Brühl befand sich eine Brauerei. Im Mittelalter wurde in Wassenberg reichlich Bier gebraut. Bereits im 14. Jahrhundert stellten die Wassenberger Bier her und Mitte des 16. Jahrhunderts waren
55 Brauer in Wassenberg bekannt. Die Biersteuererhebungen aus den Jahren 1558/1559 liegen noch vor. Der Gerichtsbote Jakob Kremer führte bei den Biersteuererhebungen ein Kerbholz als Buchhaltungsunterlage.

In Höhe der Volksbank existierte bis 1863 das Brühltor. In der Nähe des Brühltores stand ein Bildstock mit dem Heiligen Sebastian. Hier durften zum Tode Verurteilte Vor ihrem Gang zum Galgenberg ein letztes Gebet verrichten, Das Wort „Brühl“ leitet sich vom keltischen Wort „brogilo“ her und bedeutet Acker. Durch die Nikolausgasse, wo früher einmal der Nikolausaltar gestanden hat, gehen wir in Richtung Rosengarten zum Verlorenenturm. Wir überqueren hier eine kleine Straße, die zu einem Platz führt: „Am Buir“. Buir bedeutet „am Haus“. Es kann Vermutet werden, dass diese Bezeichnung auf eine dort früher gelegene Zehntscheune hinweist.

Die Ruine des Verlorenenturms aus dem Jahr 1420.

Was ist ein „Verlorenenturm“? — Kinder meinten dazu: Zur Zeit der Ritter wäre dieser Turm wohl eine Art Fundbüro gewesen. Leider nicht! Es war die Todeszelle. Die zum Tode Verurteilten, die ihr Leben verloren,
wurden vor der Hinrichtung hier eingesperrt. Die heute noch vorhandene Ruine stammt aus dem Jahre 1420. Verlassen wir den Ort des Grauens und erfreuen unser Gemüt an der Blütenpracht des Rosengartens. Vor der
Stadtmauer befanden sich gewaltige Gräben, sozusagen Reste davon sind das 1927 eröffnete Schwimmbad und der Gondelweiher. Das Freibad ist das älteste im Heinsberger Land. Der Gondelweiher war vormals ein Bleichweiher, das heißt Waschweiher. Nach dem Waschen wurde die Wäsche auf die sogenannte Bleiche verbracht. Auch früher gab es schon böse Buben. Die machten sich einen Spaß daraus, eine Gänseschar über die frisch ausgelegte Wäsche zu treiben. Aber wehe, wenn man erwischt wurde. Ob schuldig oder unschuldig: jeder bekam seine Tracht Prügel.

Wir gehen am Gondelweiher vorbei durch die ehemalige Bahntrasse rechterhand zum Wingertsberg. Eine kleine Anhöhe, die, wie der Name besagt, dem Weinanbau diente, Auf der Höhe des Wingertsberges liegen Tennisplätze und die Wingertsmühle, eine alte, von den Kapuzinern betriebene Olmühle. Eines Tages traf sie ein Blitzschlag. Sie brannte aus und verkam zur Ruine. Die Familie Limburg baute die Mühle zu einem gastronomischen Erlebnistreffpunkt aus.

Diente sie früher als Ölmühle, so bildet die Wingertsmühle heute einen Erlebnistreffpunkt.


Wir gehen noch einige Schritte weiter, um bei „Tante Lucie“ eine weitere Rast einzulegen. Wir befinden uns hier auf dem Gebiet der „ehemaligen Panneschöpp“. Seit 1400 wurden hier Feldbrandsteine in Ringöfen gebrannt. Die
Herstellung von Ziegelsteinen war erforderlich geworden, nachdem 1365 die Heinsberger die Festung Wassenberg schleiften, jedoch der Herzog von Brabant den Wiederaufbau forderte. Mit diesen Steinen wurden zwischen
1400 und 1420 der heute noch stehende Kirchturm, die Burg, die Stadtmauer sowie drei Stadttore erbaut. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden hier Dachziegel hergestellt. Um 1850 waren noch 13 „Panneschöpp“ in Betrieb. Heute
erinnert nichts mehr an diese einst für Wassenberg bedeutsame Ziegelherstellung. „Tante Lucie“ war in jenen Tagen eine beliebte Fuhrmannskneipe. Mensch und Tier bedurften bei dieser harten und kräftezehrenden Arbeit Speise und Trank.

Geschäfts-, Fahrten- und Spendenkonto des Heimatvereins Wassenberg e.V.:  
Kreissparkasse Heinsberg ● IBAN DE03 3125 1220 0002 2043 60 ●  BIC WELADED1ERK