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Kategorie: Geschichte
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(Zusammenstellung Christoph Steffens)

Das Haus Neuerburg in Effeld

Bei Haus Neuerburg handelte es sich um eine mehrteilige Burganlage in Effeld, die in den Jahren 1808-1810 abgebrochen wurde. Von der damaligen Burganlage steht heute nur noch der Gutshof. Bereits seit dem 13. Jahrhundert ist die Burganlage dokumentiert.

Im Codex Welser wird diese wie folgt dargestellt.


Im Jahre 1549 gelang diese Burganlage in den Besitz der Freiherren von Hochkirchen. Diese Familie gelangte im Laufe der Zeit zu immer größerem Reichtum und Ansehen.
Heribert Cremers aus Effeld beschreibt diese Geschichte auf der Seite ‚www.effeld.eu‘ wie folgt:

„'Adolf Winand von Hochkirchen zu Neuerburg' war Geheimrat, Kurfürstlicher Kämmerer, Jülich-Bergischer Hofratspräsident, Jülich'scher Landhofmeister und Amtmann zu Wassenberg. Er hatte 1692 vom Kurfürsten Johann Wilhelm für geleistete und noch zu leistende treue Dienste und für Verzicht auf sein rückständiges Gehalt im Betrage von 4000 Reichstaler die Kirchspiele Orsbeck, Ophoven und Steinkirchen (einschließlich Effeld) als eine sogenannte 'Unterherrschaft' erhalten. Damit gingen die Steuern und Abgaben aus den genannten Orten und eine Anzahl sonstiger Rechte auf ihn über, insbesondere wurde er auch Gerichtsherr erster Instanz. Auf der Neuerburg tagte nunmehr das Schöffengericht für die drei Pfarrgemeinden.“

Im Landesarchiv NRW wird die Herrschaft Neuerburg wie folgt beschrieben:

„Die sogenannte Herrschaft Neuerburg im jülichschen Amt Wassenberg wurde 1692 dem jülichschen Kanzler Adolf Winand von Hochkirchen in Pfandschaft verliehen. Dazu gehörten die Orte Effeld, Steinkirchen, Ophoven und Orsbeck. Durch die Heirat seiner Tochter Maria Adriane, die am 22.10.1707 Christoph Alexander Frhr. v. Velen heiratete, kam die Pfandschaft an das Haus Velen, von dort an die Familie v. Landsberg. Clemens August Frhr. v. Landsberg verkaufte die Herrschaft am 25.4.1768 an die Gebrüder Franz und Matthias Soiron. Gegen diese strengte Frhr. v. Mirbach einen Prozeß an, in dessen Verlauf ihm die Soirons 1771 Neuerburg gegen Erlegung des Kaufpreises überließen.“

(Quelle: http://www.archive.nrw.de/)


Interessant ist, die Orte Effeld/Steinkirchen, Ophoven und Orsbeck decken ein äußerst großes Gebiet des Rurzuganges im Amte Wassenberg ab. Damit verbunden waren natürlich auch die Fischereirechte in diesem Gebiet.
Das Erbe ging Anfang des 18. Jahrhunderts durch die Hochzeit von Maria Adriana Catharina von Hochkirchen und Christoff Alexander Freiherr von Velen an die Familie „von Velen“ über. Diese lebten aber rechtsrheinisch und kamen nur gelegentlich nach Neuerburg. Der Gutshof wurde verpachtet und das Herrenhaus stand fortan leer, bis es dann am Anfang des 19. Jahrhunderts, unter französischer Besatzung, abgebrochen wurde. So verschwand ein auch für Orsbeck bedeutendes Stück Geschichte.

Im Landesarchiv NRW am Standort Münster lagern Dokumente des Gerichts der Herrschaft Neuerburg in Effeld. Umfangreiches Material ist dort noch erhalten und zugänglich. Da dieses Gericht auch für Orsbeck zuständig war, war und ist weiterhin zu hoffen, bei der dortigen Recherche auch spannende Unterlagen zu unserem Heimatdorf zu finden. Bislang wurden wir hier bezüglich Orsbeck aber noch nicht direkt fündig, entdeckten dann aber äußerst interessante Unterlagen zur Kriminalgeschichte in der Unterherrschaft Neuerburg im Amt Wassenberg/Herzogtum Jülich.
Krimigeschichten und Protokolle aus einer fast 300 Jahre zurückliegenden Vergangenheit.

Auch wenn deren Ereignisse nicht unmittelbar in Orsbeck spielen, so doch in der nahezu direkten Nachbarschaft. Damit waren diese Ereignisse mit Sicherheit auch Gesprächsthema bei uns im Dorf der damaligen Zeit.

Tauchen wir also ab in die tiefe Vergangenheit unserer Heimat und erleben das in diesen Dokumenten nun hautnah, was im damaligen Gericht zu Neuerburg so alles geschah.

Dazu sei zu wissen, in den alten Kirchenbüchern und dem Schützenbuch von 1699 tauchen immer wieder Personen auf, die mit ihrem Namen und samt ihrer Funktion als Schöffe genannt werden. Dies ist die Funktion eines Laienrichters, aber die Protokolle zeigen auch immer wieder, dass diese Herren auch am Tatort bei Verhören und der Aufnahme der Protokolle dabei waren.

Zum Beispiel werden im Orsbecker Bruderschaftsbuch (ab 1699) folgende Mitglieder der Bruderschaft für den Zeitraum von 1699 – 1740 als Schöffen aufgeführt:

Diese Herren versahen ihren Dienst als Schöffe also am Gericht der Unterherrschaft des Hauses Neuerburg in Effeld.

Aber folgen sie uns bitte nun etwa 300 Jahre zurück in die Vergangenheit. Wenn sie sich heute zu den Tatorten begeben, vielleicht spüren sie dort noch die Schatten der zurückliegenden Ereignisse …

Anmerkung:
Die Protokolle wurden in einem damaligen üblichen „Hochdeutsch“ und „Gerichts-Deutsch und –Latein“ verfasst. Die Texte wurden nach bestem Wissen und Gewissen in ein heute übliches und verständliches Hochdeutsch übertragen.

 


Der Fall des Johannes Grasers aus Ophoven

Wir schreiben den 23. Mai 1733. Der dreißigjährige Ophovener Johannes Grasers liegt seit 8 Tagen stark geschwächt im Hause seiner Mutter, die ihn dort in seinem Krankenbett rund um die Uhr pflegt. Sein Weib verrichtet derweil dessen Arbeit mit, da er aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr arbeiten kann. Ob die beiden Kinder hatten, ist aus dem vorhandenen Untersuchungsprotokoll nicht zu ermitteln. Trotz Aderlass besserte sich sein Zustand nicht und das Schicksal nahm seinen Lauf. Wirr, geistig umnachtet und zum Entsetzen aller, beendet er am frühen Morgen jenes Samstags sein Leben im tiefen Wasser der „Ophovener Kleinen-Ohe“. Damit wird vermutlich ein Nebenarm oder Altarm der Rur in Ophoven gemeint sein. Das Flurstück ist heute noch durch die „Klein-Au-Straße“ ausgewiesen. Die nachfolgenden Gerichtsunterlagen beschreiben das Drama, das sich vor nahezu 300 Jahren im kleinen Dorf Ophoven zutrug. Lesen Sie das Protokoll und fühlen Sie das Schicksal dieser früheren Einwohner mit.

Der Fall des Johannes Grasers aus Ophoven - 23. Mai 1733


Diebstahl in Ophoven

In diesem Artikel berichten wir über ein Diebstahl, der sich am 20. Juli 1718 in Ophoven (Jülicher Amt Wassenberg – Unterherrschaft Neuerburg) zugetragen hat. Die Dokumentation ist uns in den Gerichtsakten der Herrschaft Neuerburg erhalten geblieben. Ihr Wortlaut lässt die Vergangenheit wieder zum Leben erwachen. Die erhaltenen Protokolle verschaffen uns in ihrer Art und Weise die Möglichkeit dabei zu sein, mitten in den Ereignissen einer längst vergangenen Zeit.

Diebstahl in Ophoven - 20. Juli 1718

 

Der Totschlag des Wilhelm Welckens aus Ophoven

Im nachfolgenden Bericht erfahren wir die Geschichte über den Totschlag des Wilhelm Welckens aus Ophoven. Geschehen am helllichten Tage, mitten auf der Dorfstraße.
Leider erfahren wir hier nicht alle Details der Vorgeschichte, aber dennoch können wir uns aus den Protokollen des Neuerburger Gerichts ein gutes Bild von den Ereignissen der damaligen Zeit machen.

Gehen wir zurück ins Jahr 1728, - in die dortige Herberge des Adam Kaisers. Es wird gezecht, es wird geprahlt. Es wird gelacht und getuschelt. Aber irgendwann fallen zwei Männer auf, die sich in die Haare kriegen und aneinander geraten. Es müssen zwei sich sehr vertraute Männer gewesen sein, womöglich sogar sehr gute Freunde. Aber dann schlug das Schicksal zu und das Unheil nahm seinen Lauf.

Der Totschlag des Wilhelm Welckens aus Ophoven - 18. Mai 1728

 

Das Unglück an der Kempener Fähre

Blicken Sie mit zurück auf eine Katastrophe vor etwa 300 Jahren.
Auch wenn das Leid und die Schreie heute auf den ersten Blick verstummt scheinen, so hat es doch manchmal in rauen Nächten den Anschein, als trage der Wind dort an der Rur, - nach so langer Zeit -, die Stimmen und Schreie der Ertrinkenden als Warnung noch immer mit sich.

Das Unglück an der Kempener Fähre - 25. März 1718

 

Die grausame Kälte von 1709

Die Menschen durchlitten in der grausamen Kälte von 1709 die frostigste Phase der vergangenen 10.000 Jahre, viele starben. Noch in Portugal gefroren die Flüsse, Palmen versanken im Schnee. In ganz Europa trieben erstarrte Fische im Wasser, Rehe lagen tot auf den Wiesen, das Vieh erfror in den Ställen, Vögel plumpsten wie Steine zu Boden. Auch die Einwohner des Amtes Wassenberg litten mit Sicherheit zu jener Zeit unter dieser Eiseskälte.

Der Jahrtausendwinter 1708/09 und die Wölfe