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Kategorie: Arbeitskreise
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Spaziergang durch das alte Wassenberg

Faltblatt der Stadt und des Heimatvereins nimmt den Besucher mit auf eine historische Reise. Vom Weberdenkmal zurück zum jüdischen Friedhof.

Wassenberg. Vom neuen Rathaus an der Roermonder Straße über 22 Stationen durch die Unterstadt bis zum jüdischen Friedhof auf der anderen Seite des Rathauses nimmt das neue Faltblatt „Historischer Altstadtrundweg“ Interessierte mit auf einen kurzweiligen Spaziergang durch Wassenberg. 

Das Blatt wurde von der Stadt Wassenberg in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein erstellt. „Es wird sehr gut angenommen, die Nachfrage ist rege“, so Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins, im Gespräch mit unserer Zeitung zur Herausgabe des Prospektes, das in übersichtlicher Weise Einheimischen wie Gästen einen knappen und informativen Einblick in die Geschichte Wassenbergs bietet.

 

Erste Station des Rundweges ist das Weberdenkmal vor dem neuen Wassenberger Rathaus. Im 16. und 17. Jahrhundert hatten niederländische Glaubensflüchtlinge das Weberhandwerk nach Wassenberg gebracht. Daraus entstand am Ende des 19. Jahrhunderts eine blühende Textilindustrie.

Ganz in der Nähe die Stationen zwei und drei: der Freundschaftsbrunnen, der an die Partnerschaft mit Pontorson erinnert sowie ein unscheinbares kleines Monument, ein sogenannter Fußfall aus dem Jahr 1717, dessen Sandstein zum Teil aus Grabanlagen der römisch-fränkischen Epoche stammt. Im Straßenpflaster erinnert eine Abbildung an das Birgelener Tor der Stadtmauer, das sich hier befand. Weitere Stationen sind das Roßtor, die Marktsäule mit Stadtwappen und das Alte Rathaus, das 1753 auf der Grundfläche des ehemaligen Amtshauses erbaut, im Krieg zerstört und wiederaufgebaut wurde. 

Dank des Stadtrechtes durften die Wassenberger ihr eigenes Geld prägen. In der ehemaligien Löffelstraße befand sich die Münze (7). Weiter geht es über die evangelischen Hofkirche (8) zur Station 9 „Buir“ („am Haus“). Die Bezeichnung weist vermutlich auf die dort gelegene Zehntscheune hin. Das Gasthaus „Het Jaastes“ (10) wurde als Hospital 1317 gegründet und später bis 1936 als Armenhaus genutzt. 

Daneben auf der Graf-Gerhard-Straße befindet sich das Forckenbeck-Haus. Es wurde von Oskar von Forckenbeck, Gründer des Aachener Zeitungsmuseums, bewohnt, der auch das Judenbruch in einen Park mit Alleen und Weiher umgestalten ließ. Ebenfalls von der Graf-Gerhard- Straße (Vorplatz der Sparkasse) ist ein Teil des ehemaligen Kapuzinerklosters (12) sichtbar. Die Patres waren 1654 nach Wassenberg gekommen. 1802 wurde das Kloster aufgehoben, die Kirche 1819 abgebrochen. Eine Bronzetafel veranschaulicht das ehemalige Klosterareal.

Im heutigen Café Post an der Graf-Gerhard-Straße befand sich im 19. Jahrhundert das „Hotel zur Post“, eine ehemalige Pferdepostation. 

Der Rundweg verlässt dann die Graf-Gerhard-Straße und biegt zum Verlorenenturm (14) ein. Der Name stammt daher, dass in diesem Teil der Stadtbefestigung im Mittelalter zum Tode Verurteilte („Verlorene“) vor ihrer Hinrichtung eingesperrt waren. 

Küsters Garten (15) ist benannt nach einer Arztfamilie, die hier seltene botanische Gewächse anpflanzte. Ein Mammutbaum, ein Gingkobaum und ein Wassenberg Sämling sind noch zu sehen. 

Stiftung des Grafen Gerhard 

Station Nr. 16 ist der Stiftsplatz mit Immunitätsbogen. Der Name Stiftsplatz erinnert daran, dass die St. Georgskirche (17) eine Stiftung des Grafen Gerhard war. Die Kirche wurde im Krieg zerstört und 1950 wieder aufgebaut. 

Herzstück Wassenberg ist die Burganlage (18). Die jetzige untere Burg wurde 1740 errichtet. Sie war Wohn- und Verwaltungssitz des Jülicher Amtmannes. Station Nr. 19 ist der aus dem Mittelalter stammende Abschnitt der Stadtmauer, die durch Wehrtürme verstärkt wurde. 

Der Bergfried auf dem Burgberg (20) wurde um 1400 auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel als mehrgeschossiger Wohnturm errichtet. Der Schlüssel ist an der Hotelrezeption erhältlich. In der Burg waren unter anderem 1505 Kaiser Maximilan II. und 1543 Kaiser Karl V. zu Gast.

Über den Standort der ehemaligen jüdischen Synagoge (21), die 1938 zerstört wurde und an die eine Gedenktafel erinnert, führt der Rundweg zu seiner letzten Station, dem alten jüdischen Friedhof an der Roermonder Straße sowie dem daneben liegenden evangelischen Friedhof, der 1628 eingerichtet wurde. (wer)