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Kategorie: Projekte
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Münze prägte "Moneta Wassenberge"

Von Willi Spichartz, Rheinische Post vom 24.10.2014

Am Rosstorplatz wird bald ein Metall-Relief auf die einstige Münzwerkstatt hinweisen, entworfen von dem Erkelenzer Bildhauer Michael Franke. Wassenbergs Ehrenbürger Sepp Becker ist der Stifter dieses Erinnerungsstücks.

Infotafel über die Münze
Sepp Becker (li.), Agnes Basten und Walter Brehl (Heimatverein) an der Infotafel über die Münze. An der Wand soll das Relief montiert werden. FOTO: JÜRGEN LAASER

Corstgen Indersmitten holte wie wohl schon tausende Male zuvor gewaltig aus, der ebenso gewaltige Hammer, mit zwei Händen geführt, presste die Luft in der Werkstatt zusammen, bevor er auf den Stock traf - und ein erstaunlich stumpfes Geräusch zeigte, dass er gelungen war, der Wassenberger Tournose. Er war das eigene Zahlungsmittel des Burgstädtchens im 14. Jahrhundert, hergestellt in der Löffelstraße. Dort soll ein Relief auf die einstige Münze hinweisen.

Die Postkarte von 1913 ist auch Motiv auf der Infotafel zum historischen Altstadtrundgang
Die Postkarte von 1913 ist auch Motiv auf der Infotafel zum historischen Altstadtrundgang. Der Durchgang vom heutigen alten Rathaus in Richtung Burg (links) hieß einmal Löffelgasse. FOTO: HEIMATVEREIN


Die Löffelstraße existiert unter dem Namen nicht mehr, der Rosstorplatz (am Alten Rathaus) ist die heutige Anschrift, links weist eine Tourismustafel bereits jetzt auf die Münze hin. Von deren Produkten existieren noch zwei - eine in Kopenhagen und eine in Berlin. Randerather und Heinsberger Münzen, ebenfalls im 14. Jahrhundert entstanden, werden noch original im Internet gehandelt, wie Sepp Becker bei seinen umfangreichen Recherchen für seine Dankesgabe (für die Verleihung der Ehrenbürgerschaft) an seine Stadt ermittelte.
Einen Abdruck des Wassenberger Tournoses arbeitet der Erkelenzer Bildhauer Michael Franke in das Relief ein, wobei das Aussehen des Geldstücks aus undeutlichen Fotos und vergleichbaren Tournosen rekonstruiert wurde. Hilfreich ist die Beschreibung des Wassenberger Heimatforschers Professor Heribert Heinrichs, der im Zusammenhang mit seiner Gesamtdarstellung der Geschichte seiner Heimatstadt die Existenz einer Münzprägewerkstatt ermittelt hatte.
Belegt ist demnach, dass Johann I., Herr von Heinsberg, dem ein Teil Wassenbergs unterstand, in Wassenberg von 1331 bis 1334 den Wassenberger Tournose schlagen ließ mit der Inschrift DNS DE WASBPC (Dominus de Wassenberc, Herr von Wassenberg). Der Tournose misst 25 Millimeter im Durchmesser und wiegt 2,2 Gramm.

Wassenberger Tournose
Wassenberger Tournose


Als weitere Münze wurden die "Moneta Wassenberge" 1380/81 als Sterlinge mit Brabanter Löwenschild und Lilienwappen als sogenannte "Brabanter" in Wassenberg geprägt. Auch der wird mit Vorder- und Rückseite auf dem Relief zu sehen sein. Wassenberger, Heinsberger und Randerather Münzen hat der bekannte Numismatiker Menadier 1913 in der größten Sammlung der Münzen der jülich'schen Dynastengeschlechter im Münzkabinett in Berlin bestimmt - heute im Bode-Museum als Preußischer Kulturbesitz.

Brabanter
Brabanter


Der gebürtige Wassenberger Dr. Paul Gotzen hat die Forschungen Professor Heinrichs' in einer Abhandlung ergänzt, in der er auch die Ursache dafür darstellt, dass Kleinstädte selbst Münzen prägen konnten: Verfall des Kaiserreichs und damit der staatlichen Autorität vom 13. Jahrhundert her, Regionalfürsten übernahmen die staatlichen Strukturen.
Die Wassenberger Münze wird eine der kleineren gewesen sein, die als privatwirtschaftlich organisierte Werkstatt dennoch bedeutend für die Stadt war. Eine ganze Reihe von Spezial-Räumen war notwendig, gesichert wegen der Mengen an Materialien wie Silber und Kupfer, und Münzschläger Corstgen Indersmitten hatte eine Reihe Kollegen der verschiedensten Berufe, die im Übrigen gemeinsam im Münz-Komplex lebten. Der Schmelzraum war wegen der Feuergefahr - die Häuser waren zu der Zeit zumeist Holz-Lehm-Fachwerkbauten - etwas abgetrennt, das geschmolzene Metall wurde mit sogenannten Gießlöffeln in bestimmte Formen für Münzrohlinge geschöpft. Es spricht einiges dafür, dass die Löffelstraße ihren Namen von diesen Gießkellen bezog, wobei Straßennamen erst Jahrhunderte später üblich wurden.
Nach den Recherchen von Dr. Paul Gotzen wurden auch nach der frühzeitigen Schließung der Münze in der Löffelstraße dort Haushaltsgeräte aus Zinn gegossen, sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein, wie Gotzen von dem vor zwei Jahren verstorbenen Jakob Wolters erfuhr, der 1922 in der Löffelstraße geboren worden war. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Löffelstraße zerstört und nicht wieder aufgebaut, der Name wurde in Rosstorplatz geändert. Bald wird eine Erinnerungstafel auf die Münze hinweisen - in Metall gegossen.

Relief „Der Münzer“
Relief „Der Münzer“

 

Presseartikel über die Wassenberger Münzen

Johann I. von Heinsberg ließ Münzen 1331 bis 1334 in Wassenberg prägen

Zweifel an alter Prägestätte beseitigt

Vor langer Zeit Münzen in Wassenberg geprägt

Weiterer Groschen entdeckt

 

Einladung zur Präsentation am 15.11.2014

Pressestimmen zur Präsentation

Als die Stadt selbst Münzen prägte (Rheinische Post vom 19.11.2014)

53 Kilo schweres Relief erinnert an die Zeit der Münze (Heinsberger Zeitung vom 20.11.2014)

„Der Münzer“ erinnert an einstige Wassenberger Münze (Wassenberg Aktuell vom 7.12.2014)

 

Bilder der Präsentation am 15.11.2014 von Walter Brehl