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Kategorie: Geschichte
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Der Heimatverein Wassenberg bietet seit geraumer Zeit die Reihe „Kulturhistorische Spaziergänge" an. Vereinsvorsitzender Sepp Becker, ein Kenner der Geschichte des Wassenberger Landes, führt Interessierte dabei zu geschichtsträchtigen Orten in der Stadt und ihrer Umgebung. Auch kulturelle Begegnung, etwa beim Moscheebesuch, gehört dazu. Seit März 2016 wird Sepp Becker bei diesen Führungen  vom 2. Vorsitzenden Walter Bienen unterstützt, der u.a. als Autor und Herausgeber von Heimatliteratur ebenfalls ein ausgewiesener Kenner der Geschichte des Wassenberger Raumes ist.

 

Drei Jahre und einen Tag auf der Walz

Über die Zünfte und Regeln für Wandergesellen berichtete Walter Bienen im Wassenberger Bergfried. Für den Heimatverein bietet er Stadtführungen "auf der Walz" an, das nächste Mal wieder am 24. Juni 2018. Von Willi Spichartz

Drei Jahre und ein Tag - wer von Wassenberg aus als Geselle auf Wanderschaft, die "Walz", gegangen war und am 31. Oktober 1517 (Samstag, Vollmond) wieder ans Roß-, ans Brühl- oder Birgelener Tor klopfte, hatte "sein" Städtchen über genau diesen Zeitraum nicht gesehen. In den 1097 Tagen (1516 war ein Schaltjahr) durfte sich der Wandergeselle nach den Zunftregeln seiner Stadt nicht auf weniger als 50 Kilometer nähern.

Den historischen Wandergesellen mit allen Attributen gab nun Stadtführer Walter Bienen - aber nicht wie vorgesehen auf einer Fußroute durch Wassenberg, sondern ob regnerischen Wetters im Bergfried der Burg in einem anschaulichen Vortrag.

Anschaulich auch deshalb, weil Walter Bienen als gelernter Tischler in der "Kluft", der Kleidung der Wandergesellen, auftrat, die vor 500 Jahren vermutlich etwas anders aussah als die von heute. Vor 500 Jahren entfiel auch der heute von Wandergesellen geübte Verzicht aufs Smartphone-Handy, Walter Bienen schaltete vorbildgebend für die gut 30 Teilnehmer sein Gerät zu Beginn des Vortrags aus.

Die Zimmerleute Konrad (l.) und Michael Meeßen (r.) sowie der Tischler Frank Rombey stellten sich im Bergfried vor mit Walter Bienen (2. v. li.), der ebenfalls gelernter Tischler ist. FOTO: SPICHARTZ
Die Zimmerleute Konrad (l.) und Michael Meeßen (r.) sowie der Tischler Frank Rombey stellten sich im Bergfried vor mit Walter Bienen (2. v. li.), der ebenfalls gelernter Tischler ist. FOTO: SPICHARTZ

Er stellte die verschiedenen Aspekte von Handwerk, der Stellung der Betriebe, der Meister, Gesellen, Lehrlinge, der Meister-Ehefrau, der Zünfte als Normengeber, Interessensvertretung mit ihrer Stellung in der städtischen Gesellschaft als Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte vor.

Zünfte waren rein städtische Phänomene, da mit der Entwicklung der Städte zu größeren Siedlungen viele Handwerksbetriebe entstanden, von denen sich die zum gleichen Gewerbe gehörenden zu Zünften zusammenschlossen - Wassenberg hatte seit dem Jahr 1273 das Stadt- und damit auch Marktrecht. Und auch die Stadttore und die Stadtmauern in Wassenberg spielten eine Rolle bei sozialen Aufgaben der Zünfte, wie Walter Bienen verdeutlichen konnte.

Dazu gehörten die Wachaufgaben an den drei Stadttoren, an der Stadtmauer und ihren Türmen. Die "Wehrverfassung" der Städte band Meister und Gesellen ein, die Bewaffnung verschaffte den Zünften zeitweise auch eine starke Stellung innerhalb der Stadtgesellschaft.

Die Zünfte regelten Produktion und Absatz ihrer Waren in der Stadt, Meister konnte in der Regel nur ein Meistersohn werden, der ging nicht auf die Walz - die anderen Gesellen schon, nicht nur zum Erwerb fachlicher Kenntnisse, sondern auch deshalb, damit sie aus dem heimischen Arbeitsmarkt genommen wurden. Auf der Walz minderten sie für kurze Zeit personelle Engpässe bei den Meistern, bei denen sie auch wohnten, beköstigt durch die Meister-Ehefrau.

Alles war streng reglementiert, ritualisiert, beim Eintreffen in der Stadt in der einschlägigen Kneipe die Suche nach den Altgesellen der Zunft, daraufhin "Vorsprechen" beim Meister mit festgelegten Sprüchen nach dreimaligem Klopfen und bescheidenem Warten auf der Schwelle. Obermann und Stenz werden in der linken Hand gehalten. Alles diente der Disziplinierung der Gesellen, die man in der Fremde schwer in ihrem Verhalten gefährdet sah und damit den Ruf des eigenen Handwerks. Der Wandergeselle führte ein Wanderbuch, in das der Meister seine Bewertungen eintrug.

Voraussetzungen für die Wanderschaft: Der Geselle muss unter 30 Jahre alt und schuldenfrei sein, ebenso ledig und kinderlos. Und es wird wirklich gewandert oder getrampt, eigene Fahrzeuge sind nicht erlaubt, die Nutzung des öffentlichen Personenverkehrs und des Flugzeugs ist nicht verboten, aber verpönt. Kommuniziert wurde und wird untereinander in einer Geheimsprache, einem Soziolekt, einer für Außenstehende kaum verständlichen Mischung aus Deutsch, Hebräisch und Rotwelsch, einer alten Geheimsprache von Fahrensleuten, auch Gaunern.

Schon sehr früh schufen sich die Wandergesellen eigene Organisationen, die "Schächte" oder Bruderschaften bei den Ortsansässigen. Letztere waren auch in die religiösen Jahresabläufe eingebunden, sie waren nicht nur städtisch angesiedelt - als erste einer derartigen Berufs-Bruderschaft in der Region ist 1550 im Visitationsbericht über den Zustand der Pfarreien im Herzogtum Jülich in Hückelhoven eine "broderschaft der wenmecher" aufgeführt, das waren Wannenmacher, Korbmacher.

Beim Auftakt seiner Wandergesellen-Führung war Walter Bienen nicht allein in seiner Kluft - mit den Zimmerleuten Konrad und Michael Meeßen sowie dem Tischler Frank Rombey waren weitere Anwesende "zünftig" gekleidet.

Die Walz hat in für junge Gesellen an Attraktivität unter anderem durch ihre Individualität gewonnen. Eine Malaise kann heute nicht mehr auftreten, die szenisch 1750 frühmorgens in einer Kneipe auf dem Roßtorplatz hätte spielen können: "Aufstehen! Abmarsch!" Der junge Wandergeselle hebt seinen Brummschädel von der Tischplatte, die trüben Augen fallen auf ein Papier mit seiner Unterschrift.

Der Brüller am frühen Tag ist der nette Herr vom Abend zuvor, der ihm so viele Biere und Körnchen spendierte, jetzt aber die Rechnung präsentiert: Einen Anwerbevertrag für eine der vielen Armeen der Reichsterritorien Deutschlands. Drei Jahre und ein Tag Freiheit auf der Straße - dahin gegen Jahre Kasernenknast und Drill, Knüppel auf dem Rücken statt Wanderstock in der Hand und ein frohes Lied auf den Lippen.

INFO

Der Zimmermann trägt Schwarz

Für Wandergesellen herrschte und herrscht Kluftzwang, praktisch ausgelegte Kleidung, die den Gesellen gleich erkennen lässt, der damit für sein Verhalten unter sozialer Kontrolle steht. Der Zimmermannsgeselle ist heute unter den vermutlich 600 bis 800 jungen Männern, einige wenige Frauen sind auch auf der Walz, in Deutschland ob seiner schwarzen Kluft gut zu erkennen. Er trägt den "Obermann", großer Schlapphut, den "Wallmusch", die Jacke, sechs Knöpfe als Symbol für die Arbeitstage der Woche, die "Kreuzspanne", eine Weste, acht Knöpfe für die Acht-Stunden-Arbeitsschicht, die "Staude", das kragenlose Hemd, die "Ehrbarkeit", Schlips oder Anstecknadel, den "Weitling", eine Hose mit Schlag, "Beinlinge", Strümpfe, "Trittlinge", Schuhe, einen "Hänger" als Ohrring, "Stenz", der gedrehte Wanderstock, an dem die Habseligkeiten in Form eines "Charlottenburgers" hängen - ein großes Tuch, das anstelle eines früher üblichen "Felleisen"-Rucksacks getragen wird, da letzterer schon mal als Nistplatz von Ungeziefer für Verbreitung sorgte.

Quelle: RP vom 26.10.2017

 

"Panneschöpp" nur noch zu erahnen

In die Blütezeit der Dachziegelproduktion in Wassenberg im 19. Jahrhundert entführte Walter Bienen vom Heimatverein die Teilnehmer eines heimatkundlichen Spaziergangs. Überreste eines Dachziegelofens bei "Tante Lucie". Von Kurt Lehmkuhl

Der kleine Hügel am Rande des Spielplatzes neben dem Restaurant "Tante Lucie" lässt allenfalls erahnen, dass er die Überreste des letzten Dachziegelofens von Wassenberg darstellt. Der Zuhörer muss sich auf das verlassen, was ihm Walter Bienen, Stadtgästeführer des Heimatvereins Wassenberg, bei diesem kulturhistorischen Spaziergang einleuchtend erklärt. Fast 30 Interessenten haben sich zu dem Rundgang mit Bienen zu den ehemaligen Panneschöpp eingefunden.

Nahe der Wingertsmühle (Hintergrund) und des Restaurants
Nahe der Wingertsmühle (Hintergrund) und des Restaurants "Tante Lucie" wurden früher Dachziegel gebrannt. Stadtgästeführer Walter Bienen (Mitte) erzählte bei einer Führung über diesen Handwerkszweig. FOTO: Lehmkuhl

"Elf bis 13, also wahrscheinlich zwölf Panneschöpp hat es in diesem Bereich nahe, Tante Lucie' Ende des 19. /Anfang des 20. Jahrhunderts gegeben", berichtet Bienen vor Ort. Sie alle sind verschwunden. Unter einer Villa gegenüber der Wingertsmühle vermutet er gleich mehrere Brennstellen.

Ein Zeitungsartikel vom 7. September 1929, den Bienen im Kreisarchiv in Heinsberg entdeckt hatte, brachte ihn auf die Spur der ehemaligen Öfen. Hubert Wild, wie sein Vater zuvor Forstmeister im Judenbruch, war zwar 1917 nach Pommern gezogen, hatte aber die Beziehung zu seiner Heimat nie verloren, kehrte 1929 zurück und berichtete in einer Artikelserie über das frühere Wassenberg. Dabei stieß Bienen auf Wilds Schilderung der Panneschöpp, der Schuppen, in denen Dachziegel gebrannt wurden.

Seine Neugier war geweckt, inzwischen weiß er so ziemlich alles über die Panneschöpp in Wassenberg. Nicht ohne Grund waren sie in der Nähe von "Tante Lucie" und der Wingertsmühle angesiedelt. Von dort war es nicht weit bis zu den Tongruben zwischen Myhl und Ratheim. Rund 150 Morgen groß war die Abbaufläche. Mit Kippwägelchen wurde das Material auf einer Eisenbahn transportiert. Auch diese Trasse ist fast nur noch zu erahnen.

"1870/1880 befand sich die Ziegelindustrie in voller Blüte", schildert Bienen. "Die Arbeiter in den Panneschöpp wurden Tichelbäcker, Pannebäcker oder Dachziegler genannt. Nach der Arbeit genossen sie oft einen feucht-fröhlichen Abend bei, Tante Lucie'", meint er nach der Lektüre von Wilds Zeitungsartikeln. 5000 Ziegel wurden bei einem Brennvorgang hergestellt. Alle diese Informationen vermittelt der Stadtgästeführer seinen Begleitern, die auch aus Niederkrüchten, Heinsberg, Erkelenz und Hückelhoven gekommen sind, um zu erfahren, was es mit den Panneschöpp in Wassenberg auf sich hat.

Die Geschichte der Dachziegelindustrie in Wassenberg endet dramatisch im Zweiten Weltkrieg. Doch schon zuvor hatte der Untergang eingesetzt. Zum einen machte die Konkurrenz aus Brüggen-Bracht den Panneschöpp zu schaffen, zum anderen könnte es auch an der Qualität des Tons gelegen haben. Entscheidend war aber die maschinelle Produktion von Dachziegeln, die von Frankreich ausgehend im Rheinland Folgen hatte.

"Mit dem Bahnanschluss kamen 1911 auch die Dachziegel aus Frankreich nach Wassenberg", schildert Bienen. Mit den günstigen Preisen konnten die in Handarbeit hergestellten "Panne" aus der Region nicht mithalten. Brennofen nach Brennofen wurde aufgegeben, lediglich die Dachziegelfabrik Jansen stemmte sich gegen den Niedergang und versuchte den Aufbau einer maschinellen Produktion. Nach einem Bombeneinschlag brannte die Fabrik aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte das Geld zum Neubeginn. Das Ende der Dachziegelproduktion in den Wassenberger Panneschöpp war besiegelt.

Quelle: RP vom 13.10.2017


Wassergräben nicht rund um die Mauer

Es gibt für Wassenberg neue Erkenntnisse über die Struktur von Stadtmauer und Wassergräben. Walter Bienen erläuterte beim kulturhistorischen Spaziergang des Heimatvereins, wo die Wassergräben verlaufen sein müssen. Von Philipp Schaffranek

Ein Jahr lang hat sich Walter Bienen intensiv mit der Wassenberger Stadtmauer und dem Wassergraben beschäftigt, der in weiten Teilen um diese herum verlaufen sein muss. Bei einem "Kulturhistorischen Spaziergang" teilte der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins nun seine neuen Erkenntnisse. Neue Theorien und Thesen, aber auch Anekdoten und so manche Geschichte hat Bienen bei seinen Recherchen entdeckt. Sogar mit einem der renommiertesten Burgenforscher Europas hat er sich getroffen.

Start der Führung, die dort verlief, wo einst die Mauer stand, ist am Roßtor. Am letzten erhaltenen Stadttor erklärt Bienen: "Die Theorie von Professor Heinrichs kann ich nicht nachvollziehen." Der Heimatforscher Heribert Heinrichs, der 1987 ein umfassendes Werk über seine Heimatstadt veröffentlichte, hatte anhand einer Prinzipskizze erklärt, der Wassergraben sei wie die Stadtmauer rund um die Stadt verlaufen. "Die räumlichen Verhältnisse lassen das nicht zu", meint Bienen. Zum Bergfried hin steige die Landschaft so stark an, dass dort kein Wassergraben gelegen haben könne. Lediglich eine Mauer habe die Stadt im Osten und um den Bergfried herum geschützt, ist Bienen überzeugt. Seine These stützt er durch einen Stadtplan aus dem Jahr 1825.

Entlang des Patersgrabens sei der Wassergraben verlaufen, und dort führt der kulturhistorische Spaziergang entlang. Bienen macht Station im Garten des Kapuzinerklosters, gleich neben dem Parkplatz am Roßtor. Hierzu kennt er eine Geschichte: Ein Pater Daniel habe im 17. Jahrhundert ein kleines Törchen beantragt. Genau durch die Stadtmauer hindurch. Denn dort hatten die Mönche einen kleinen Garten angelegt. Obwohl die Stadt dagegen war, genehmigte der Herzog von Jülich dieses Törchen.

Der Wassergraben, konnte demnach nicht direkt an die Stadtmauer angrenzen. "Der Wassergraben muss etwa 15 bis 20 Meter vor der Stadtmauer gelegen haben", sagt Bienen. Gut geplant sei das gewesen, weiß er nun vom Burgenforscher Dr. Joachim Zeune, der unter anderem im Kuratorium des Europäischen Burgeninstituts sitzt. Vor Kurzem traf er sich mit Bienen in Wassenberg. Der Stadtmauer vorgelagert, beeinträchtigte der Wassergraben nicht deren Fundament, so das Argument.

Der Abschnitt der Stadtmauer zwischen den beiden Wehrtürmen an Gondelweiher und Kirchstraße (im Bild) war nach jüngeren Forschungsergebnissen besonders gefährdet, weil es hier, wie Walter Bienen erläuterte, wohl keinen Wassergraben gegeben hat. FOTO: aha
Der Abschnitt der Stadtmauer zwischen den beiden Wehrtürmen an Gondelweiher und Kirchstraße (im Bild) war nach jüngeren Forschungsergebnissen besonders gefährdet, weil es hier, wie Walter Bienen erläuterte, wohl keinen Wassergraben gegeben hat. FOTO: aha


Auf stabilem Untergrund verlief die Mauer schräg unter der heutigen Sparkasse, wo im Keller ein Teil der Stadtmauer freiliegt. Zwischen Hausnummer 21 und 23 der Graf-Gerhard-Straße stand das Brühltor. Parallel zur Parkstraße muss die Mauer dann verlaufen sein, gleichzeitig bildete sie die Rückwand der äußeren Häuser.

Am Gelände des ehemaligen Freibads macht die Mauer einen Knick und steigt an. Dort liegt der Bleichweiher, wie Bienen vermutet der letzte Überrest des Wassergrabens. Am Wehrturm am Gondelweiher sei der Wassergraben dann geendet. "Der Abschnitt zwischen dem Wehrturm am Gondelweiher und dem Wehrturm an der Kirchstraße war der gefährdetste der ganzen Stadtmauer", erklärte Bienen. Das weiß er von Burgenforscher Zeune. Denn dort gab es keinen Wassergraben.
Und es erkläre auch die sieben Bögen innerhalb der Mauer. Nicht zur Stabilität der bis zu zehn Meter hohen Mauer hätten sie gedient, wie bisher vermutet. Hier müsse es Schießschächte zur besseren Verteidigung gegeben haben.

Quelle: RP vom 19.6.2017

 


Von Motte zu Motte

Eine rund 35 Kilometer lange, mit Pause gut fünfstündige Fahrrad-Rundtour führt zu den Motten im Grenzgebiet zu den Niederlanden, rechts und links der Rur. Start ist in Wassenberg am Bergfried. Von Philipp Schaffranek

Der Berg, auf dem der Bergfried in Wassenberg steht, ist eine richtige "Vorzeigemotte", sagt Walter Bienen. Der stellvertretende Vorsitzende des Wassenberger Heimatvereins hat sich schon immer dafür interessiert, was einmal war und wo wir herkommen. Jetzt sind es die Motten, künstlich aufgeschüttete Hügel, die im Mittelalter gebaut wurden, die ihn beschäftigen. Mehr als 1200 Motten gibt es in Deutschland. Davon viele rund um Wassenberg. Deswegen lud der Heimatverein nun mit dem Naturpark Schwalm-Nette zu einer Radtour ein: "Von Motte zu Motte". Die 35-Kilometer-Tour ist abwechslungsreich. Sie führt an der Rur vorbei durch Wälder und freie Flächen. Und sie lädt jedermann zum Nachahmen ein.
Anfang des 11. Jahrhunderts muss die Motte in Wassenberg entstanden sein. "Die Leute waren damals sehr findig, um sich vor Feinden zu schützen", sagt Bienen, der viele Informationen über die Motten in der Region zusammengetragen hat. Auf die künstlichen Hügel konnten sich die Menschen zurückziehen. Meist in einen Turm, der darauf gebaut war. Dort, wo heute der Hotelparkplatz ist, lag die Vorburg, auf der Landwirtschaft betrieben wurde.
Vom Bergfried führt die "Motten-Tour" in Richtung Westen. Durch den Ort Ohm geht es an der Rur entlang. Diese muss am Steg zwischen Ophoven und Karken überquert werden, um nach Karken zu kommen. Gegenüber der Kirche verläuft die Tour über die Straße "Im Brühl". Am Ortsausgang liegt der linken Straßenseite der "Heugeberg" - die zweite Motte der Tour.

70 mal 70 Meter groß muss die Motte gewesen sein, erklärt Walter Bienen. Größer als die Anlage in Wassenberg. Vergleicht man heute beides, ist das kaum noch vorstellbar. Nur eine Kreuzung weiter liegt die nächste Motte. Über den Feldweg geht es zu Wolfhager Mühle. "Garantiert hatte diese Motte etwas mit der Mühle zu tun", sagt Bienen. Gebaut wurde sie wohl 1472, auch um Schutz zu geben. Ob auf dieser Motte ein Turm gestanden hat, ist unklar.
Von der Wolfhager Mühle aus verläuft die Motten-Tour in Richtung der niederländischen Grenze, die am Grenzzollamt Karken überquert wird. Durch Posterholt hindurch geht es immer geradeaus bis zu einer Unterführung. Dahinter muss links abgebogen werden. "De Bolberg" heißt die Motte. Eine kleine Stele erinnert daran. Einen Brunnen und einen Wassergraben mit Brücke muss es hier einmal gegeben haben. Im 13. Jahrhundert. Gerade im Limburger Land habe es auch in den Niederlanden viele Motten gegeben. "Zu den Deutschen gibt es keinen Unterschied", sagt Bienen.

Die Motte bei einem Bauernhof in Posterholt heißt
Die Motte bei einem Bauernhof in Posterholt heißt "De Bolberg". Erbaut worden dürfte sie im 13. Jahrhundert, um den Menschen bei Gefahren Schutz zu bieten.


Durch Posterholt geht es ein kurzes Stück zurück. Am Indoor-Spielplatz "Pee Wee" muss links abgebogen werden, weiter Richtung Grenze über die Umgehungsstraße. Entlang der Grenze führt die Strecke auf niederländischer Seite durch Waldgebiet nach Vlodrop. Im Ort führt die Motten-Tour rechts. Über die Rur-Brücke in Richtung Gitstapper-Mühle. Dort bietet sich nach 20 Kilometern eine Pause an.
Als Nächstes ist die Landwehr sichtbar. Sie liegt nicht weit von der Gitstapper Mühle entfernt. Vorbei am Gitstapper Hof geht es über die Grenze dorthin. "Wegen der Erosion ist schon viel Erde abgetragen", erklärt Bienen. Auch die Landwehr diente als Schutz, große Dornenhecken, die auf ihr gepflanzt wurden, sollten den Schutz verstärken.


Parallel zur Grenze führt die Mottentour Richtung Rothenbach. Dort über die Straße kann entlang des Rodebachs weitergefahren werden. Wer die Motte "Het Loom" sehen möchte, muss links abbiegen und später wieder zur Kreuzung zurückkehren. An dieser geht es nämlich durch den Wald weiter. An der ersten Schutzhütte links, an der zweiten Schutzhütte rechts abbiegen. Bergab führt der Weg zu einer Wegegabelung, an der es links geht. Hier stößt man auf eine Teerstraße. Dort links und dann gleich rechts sowie vorbei am ehemaligen Rosenthaler Bahnhof verläuft die Tour. Durch Rosenthal immer geradeaus. An der Kreuzung zwischen Rosenthal und Birgelen links kommt man zum Baubetriebshof der Stadt Wassenberg. Etwa 30 Meter dahinter liegt auf der linken Seite die Motte Hoverberg. Anhand von Zeichnungen von Anton Peter Tholen, der die Motte im Jahr 1927 entdeckt hat, erklärt Walter Bienen kurz den Aufbau der Motte, ehe es über Birgelen zurück nach Wasssenberg geht.

Anton Peter Tholen entdeckte im Jahr 1927 die Motte Hoverberg in Wassenberg. Seine 90 Jahre alte Zeichnung dient dem Wassenberger Heimatverein heute noch dazu, den Aufbau von Motten zu erklären. FOTO: Bienen
Anton Peter Tholen entdeckte im Jahr 1927 die Motte Hoverberg in Wassenberg. Seine 90 Jahre alte Zeichnung dient dem Wassenberger Heimatverein heute noch dazu, den Aufbau von Motten zu erklären. FOTO: Bienen

Quelle: RP vom 13.5.2017


Besuch der Fa. Laumans, Brüggen / Bracht

Am Donnerstag den 6.4.2017 waren wir im Rahmen eines
Am Donnerstag den 6.4.2017 waren wir im Rahmen eines "Kulturhistorischen Spaziergangs" mit einer Gruppe aus Wassenberg (neben anderen Teilnehmern vom HV Niederkrüchten) zu Besuch bei der Fa. Laumans in Bracht. Die Firma stellt seit 1896 Tonziegel her.

Innovation aus tausenden von Fäden

1912 wurde die Weberei Heinrich Essers in Wassenberg gegründet. Die heutige Schärerei Essers mit Schwesterbetrieb "Essedea Texolutions" produziert innovative Materialien für die Textilindustrie. Firmenbesuch mit dem Heimatverein. Von Nicole Peters

Die Brücke vom Traditionsunternehmen Essers zum "Kulturhistorischen Spaziergang" des Heimatvereins schlug der Vorsitzende Sepp Becker zu Beginn der jüngsten "Wanderung" der Reihe, die als Firmenbesichtigung geplant war. "Es handelt sich um einen alteingesessenen Wassenberger Betrieb, dessen Chef und Firma seit über 50 Jahren Mitglied im Verein sind", sagte Becker. Der Heimatverein sei vor 120 Jahren nämlich hauptsächlich von ansässigen Unternehmern gegründet worden - vielfältige Gründe, der Schärerei Essers und ihrem Schwesterbetrieb "Essedea" einen Besuch abzustatten.

Heinz-Willy Essers (vorne 2.v.r) erläutert Mitgliedern der Besuchergruppe den Prozessablauf. Mit im Bild Mitarbeiterin Ursula Brudermanns (hinten rechts), die seit 42 Jahren im Betrieb arbeitet. FOTO: Jürgen Laaser
Heinz-Willy Essers (vorne 2.v.r) erläutert Mitgliedern der Besuchergruppe den Prozessablauf. Mit im Bild Mitarbeiterin Ursula Brudermanns (hinten rechts), die seit 42 Jahren im Betrieb arbeitet. FOTO: Jürgen Laaser


Wie eng das Familienunternehmen mit der Wassenberger Historie verbunden ist, machten Geschäftsführer Heinz-Willy Essers und Marketing-Beauftragte Julia Essers während einer Einführung deutlich. 1912 als Weberei von Heinrich Essers im Wassenberger Ortskern gegründet, befand sich der Betrieb bis Mitte der 70er-Jahre auf der Bahnhofstraße in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Bahnhofs. Nach dem Verkauf an die Zeche siedelte er 1978 im Industriegebiet Forst an und richtete sich gänzlich neu aus. Als Schärerei spezialisierte sich Essers fortan auf die Vorbereitung der Kettbäume für Webereien. Heutzutage ist das Unternehmen das letzte von ehemals dutzenden textilen Betrieben im Ort und zugleich europäischer Marktführer in seinem Spezialgebiet.

Die Arbeitsschritte, die hier vollzogen werden, und die die Teilnehmer in den Produktionshallen anschauten, umfassen mehrere Bereiche. So laufen tausende Fäden in großer Anzahl von kleinen Spulen auf großen Rollen, den Kettbäumen, zusammen - dieser Vorgang wird "schären" genannt. Es ist eine Vorstufe zum Weben, auf die sich die Firma Essers spezialisiert hat. Diese Fäden, die hier zusammenlaufen, werden im In- und Ausland weiterverarbeitet. Beispielsweise zu Stadiondächern über Fußballarenen, in Autositzgurten oder schusssicheren Westen. Eine derart große Nachfrage hat die Firma auf ihre Produkte erfahren, dass sie 2003 das Schwesterunternehmen "Essedea" gründete. Dieses verarbeitet einen Teil der Essers-Fäden zu dreidimensionalen Textilien weiter. Ein innovatives 3D-Material, das weltweit beispielsweise in Marokko oder Eritrea in Nebelfängern zum Einsatz kommt. Entsprechend einem Prinzip der Bionik wird hier effektiv Wasser aus der Luft gewonnen. Hauptsächlich wird das atmungsaktive und antiallergische Polstermaterial jedoch in Matratzen, Kissen oder Sitzmöbeln eingesetzt.

Einige Produkte führt das Unternehmen vor Ort in Wassenberg: regional produzierte, antiallergische und atmungsaktive Matratzen, Matratzenauflagen und Kissen. Sie zeichnen sich durch das erwähnte High-Tech-Material 3DEA, das "Essedea" produziert, aus. Es ist besonders luft- und wasserdurchlässig. Die Besuchergruppe zeigte sich von den großen Produktionsstätten beeindruckt.

Quelle: RP vom 18. Februar 2017

INFO
Zulieferer für die Textilindustrie
Unternehmen Schärerei wird als Service-Unternehmen betrieben und verarbeitet High-Tech-Materialien für den Bereich technischer Textilien. Neben hochfesten Garnen werden auch Garne und Filamente für die klassische Textilindustrie verarbeitet.
Kontakt Lothforster Straße 50, Wassenberg, Telefon 02432 96-44-15, 96-44-10, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; Internet www.essedea.de oder www.essers-schaererei.de.
Foto: BeSe
Foto: BeSe

 

Foto: BeSe
Foto: BeSe

Foto: W.Brehl
Foto: W.Brehl
Foto: W.Brehl
Foto: W.Brehl

Eine Rotbuche namens "Jong"

Tanzparkett unter Bäumen, ein altes Kloster, ein "Kindches-Weiher" und der Fuß einer Sonnenuhr mitten im Wald. Die Teilnehmer einer Führung mit Walter Bienen entdeckten das Wassenberger Judenbruch mit neuem Blickwinkel. Von Willi Spichartz

Eine Sonnenuhr mitten im Wald? Ein Baum mit einem Namen, nämlich "D'r Jong"? Warum das so ist, erfährt nicht, wer "nur so" durch das Wassenberger Judenbruch streift, das erfährt man, wenn man sich Walter Bienen vom Heimatverein Wassenberg dann anschließt, wenn er hier eine Führung anbietet. Darum zeigte sich beim jüngsten Termin der "Aha-Effekt" auch bei Teilnehmern, zu deren täglichem Aufenthalt das Judenbruch gehört, ein Hochwald mit sanften Steigungen, viel Wasser und derzeit sogar etwas zu essen, nämlich einem guten Angebot an Kastanien.
Wälder heißen gewöhnlich auch "-wald" oder "-busch" oder "-forst" im Grundwort mit einem jeweiligen Beziehungswort wie Dalheimer Wald und Kapbusch (bei Hückelhoven), dass das beim Judenbruch nicht der Fall ist, ist begründet darin, dass er seit frühestens 150 Jahren ein richtiger Wald ist. Erst die Wassenberger Burgbesitzer Packenius und von Forckenbeck haben im 19. Jahrhundert die Anpflanzungen hochstämmiger Gewächse vorgenommen. Und das erklärt auch, so Walter Bienen zu seiner äußerst aufmerksamen Mit-Wanderschaft, warum es eine Sonnenuhr auf etwas mehr als halber Höhe des an der Rurterrasse liegenden Bruchs gab - zumindest weiter oben gab es keinen Forst. Die Nutzlosigkeit des auf uneingeschränkt einfallendes Sonnenlicht angewiesenen Zeitmessers drückt sich dadurch aus, dass von ihm nur noch der Sandsteinsockel steht, der also symbolisch auch für menschengemachte Veränderungen im Ökosystem steht.

Walter Bienen zeigte seinen Zuhörern den Stein, auf dem die Sonnenuhr ihren Stand-Ort hatte. Foto: ISP
Walter Bienen zeigte seinen Zuhörern den Stein, auf dem die Sonnenuhr ihren Stand-Ort hatte. Foto: ISP


Walter Bienen zufolge war das Judenbruch also ein durch von der Myhler und Wassenberger Oberstädter Höhe kommendes Gewässer, Bächlein oder Regenrinnen, gespeistes und verbuschtes Feuchtgebiet, das Alexander Packenius ab etwa 1826 und sein Schwiegersohn Oskar von Forckenbeck mit seinem Forstmeister Leonhard Wild ab etwa 1878 aufforstend gestalteten.
Der Judenbruch-Wald ist ein gestaltetes Landschafts-Element, das Pflege brauchte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte zu den Pflegern ein junger Mann, ein Junge, mundartlich "Jong", namens Görtz, ein einfacher Mann mit offenbar psychischen Grundproblemen, der ganz in seiner Aufgabe aufging. Und wohl nach dem Tod seiner Mutter nicht mehr gut zurechtkam - 1924 fand man den depressiven "Jörtze Jong" erhängt in seinem Wald, allerdings nicht an dem nach ihm benannten "Jong", einer Rotbuche.
Der Ortsname Wassenberg wird naheliegend gedeutet als "Wasser am Berg" - im Berg des Judenbruchs liegen gestaltete Kleinseen, einer von ihnen heißt im Volksmund "Kindches-Weiher". Den erwartungsvollen Wassen-Bergsteigern erläuterte Bienen, dass Sexual-Aufklärung über die Herkunft der Kinder vor Jahrzehnten im Städtchen oberhalb der Rur so funktionierte, dass man den Kindern erläuterte, Hebammen würden Nachwuchs aus dem Kindches-Weiher fischen.
Vieles mehr erläuterte Heimat-Enthusiast und Pädagoge Walter Bienen den mehr als 30 Mit-Laufenden, unter anderem vom Kloster, Mord an einem Mädchen, Tanzparkett unter hohen Bäumen, bevor man am Pontorsonplatz wieder Sonnenlicht erreichte und sich im "Braukeller" mit Kaffee, Kuchen und einem "Rurtaler Bier" belohnte.

Quelle: RP vom 27.10.2016

INFO
Bezeichnung in Kaufvertrag von 1324
Der Name "Judenbroich" tritt bereits im 16. Jahrhundert in Kämmereirechnungen auf. Juden gab es bereits im 14. Jahrhundert in Wassenberg, nördlich verlief ein "Judenweg" als Handelsweg nach Holland. Der Wassenberger Autor Professor Heribert Heinrichs ermittelte im Brüsseler Reichsarchiv, dass per Kaufvertrag vom 26. März 1324 "Sibert op dem Judenbrooke van Wassenberg" einen Hof in (Hückelhoven) Doverack erwirbt.
Wald. Wassenberg "hat es" mit dem Wald: 32,3 Prozent der nicht bebauten Fläche von 4241 Hektar sind dort Wald, das ist der größte Anteil im Kreisgebiet.

 

Kloster prägt Leben der Stadt nach 1654

Sepp Becker (l.) berichtete am früheren Kloster neben der Sparkasse - eine Hinweistafel erinnert an die Geschichte - über das Wirken der Kapuziner in Wassenberg. FOTO: Laaser
Sepp Becker (l.) berichtete am früheren Kloster neben der Sparkasse - eine Hinweistafel erinnert an die Geschichte - über das Wirken der Kapuziner in Wassenberg. FOTO: Laaser

Dort, wo heute der Verkehr durch die Wassenberger Innenstadt brandet, herrschte im 17. Jahrhundert klösterliches Leben. Zu den Resten der Klostergebäude bei der heutigen Sparkasse führte der "Kulturhistorische Spaziergang". Von Nicole Peters

Mit "Kulturhistorischen Spaziergängen" bringt der Heimatverein Wassenberg allmonatlich interessierten Mitgliedern und Gästen die Geschichte und kulturelle Vielfalt des ehemaligen "Luftkurortes" Wassenberg nach Themen aufbereitet näher.
"Jeder Baum und jedes Haus hat eine Geschichte", bekräftigte Gruppenführer Sepp Becker während einer rund eineinhalbstündigen Tour, in der er sich schwerpunktmäßig dem Leben und Wirken der Kapuzinermönche widmete, die in der Stadt vor rund 350 Jahren einen Konvent gründeten.
Um an die Mönche zu erinnern, hat der Heimatverein Wassenberg im Jahr 2004 eine Gedenktafel an der sich seitlich des Klostergebäudes befindenden Mauer angebracht. Anhand eines Lageplanes vollzogen Becker und die ein Dutzend Teilnehmer die Ausmaße früherer Gebäude und Gärten nach. "Die Kapuziner hatten eine eigene kleine Kirche, die direkt an der Straße lag", erzählte er beispielsweise, sie hatte sich auf der linken Seite des heutigen Sparkassen-Parkplatzes befunden. Der Platz selbst hatte damals als Kräutergarten gedient. Am Kopfende lag der Speisesaal.
Aufmerksam hörte die Gruppe den Ausführungen zu. Vor allem Wassenberger Bürger oder hier zumindest Aufgewachsene waren darunter. Einzelne in diesem Stadtgebiet ehemals wohnende Familien waren ihnen ebenso geläufig, wie sie auch selbst in unmittelbarer Nähe der ehemaligen Klosterliegenschaften wohnten.
"Sie sehen hier die einzelnen Klosterzellen", meinte Sepp Becker und deutete auf die rechter Hand längs an den Parkplatz angrenzende Mauer des heutigen Wohnhauses. Nach ein paar Schritten auf der Graf-Gerhard-Straße gelangt die Gruppe, in den rechts vom Gebäude liegenden Innenhof. Von dort gut zu sehen war, dass in den ehemals sehr hohen Räumen zwischenzeitlich Decken eingezogen worden waren. Einige Schritte weiter konnten alle, am Roßtor stehend, auf die alte Klostermauer blicken. Mit ihr hatten die Mönche ihren Selbstversorger-Garten eingefriedet - für einen direkten Durchgang zu den Gebäuden hatten sie einen Teil der trennenden Stadtmauer aufgebrochen.
"Die Kapuziner sollten nach dem 30-jährigen Krieg ein Kloster einrichten und dafür sorgen, dass sich das religiöse Leben wieder verbessert", erläuterte Becker die historischen Hintergründe. "1654 hatte die Stadt dazu den Antrag gestellt." Die Kapuziner waren mit ihren Predigten bei der Bevölkerung gut angekommen. "Sie haben segensreich gewirkt und waren knapp 150 Jahre in der Stadt."
Im Zuge der mit der Französischen Revolution einhergehenden Säkularisierung war das Kloster dann aufgelöst worden. In der heutigen Zeit erinnere Wassenberg beispielsweise mit der Ausrichtung des "Kapuzinermarktes" an die damalige Zeit.

Quelle: RP vom 17.6.2016

INFO
Gedenken an die Kapuziner
Daten 1654 Gründung des Konvents; 1794 das Rheinland fällt Frankreich zu; 1802 Säkularisation. Gedenktafel gestiftet vom Heimatverein, zu sehen an der Klostermauer neben der Kreissparkasse, Graf-Gerhard-Straße.
Weiterführende Literatur "Kirchengeschichte des Wassenberger Raumes" von Heribert Heinrichs und Jakob Broich.

 


 Polstermöbel aus der Region - beim Entstehen zugeschaut

Heimatverein und Gäste bekamen beim geführten Rundgang Einblick in die Produktionsvorgänge der Polster Werkstätten. Das Unternehmen fertigt alles vor Ort. Von Nicole Peters 


Besuchern der Ausstellungshalle ist es möglich, durch Glasscheiben Blicke in die Produktion zu erhaschen. Mitglieder des Heimatvereins und Gäste kamen während des "Kulturhistorischen Spaziergangs" sogar in den Genuss, einen geführten Rundgang mitzuerleben und die einzelnen Arbeitsschritte von der Schablone für den Bezug bis beispielsweise zum lederbezogenen Fernsehsessel mit kleinem Motor kennenzulernen.

Rund 40 Interessierte sammelten sich in der Ausstellungshalle der Wassenberger Polster Werkstätten und wurden von Geschäftsinhaber Leonhard Schröder und Sohn Philipp empfangen. Die beiden führten je eine Gruppe durch den Betrieb - die Besucher bekamen so einen umfassenden Eindruck. "Es wird alles hier gefertigt", stellte Leonhard Schröder unter anderem während der Führung heraus.

Leder in unterschiedlichen Qualitäten aus Deutschland oder Europa, eine Auswahl aus mehr als 5000 Bezugsstoffen, hochwertigen Schaumstoff in Blöcken oder Holzplatten kaufen die Unternehmer ein. Die Mitarbeiter verarbeiten die Materialien Schritt für Schritt zum Sessel, Sofa, Esszimmermöbel oder zur Sitzlandschaft. Eine Vielzahl an Maschinen und Gerätschaften tat ihren Dienst, so dass die Luft von unterschiedlichen Geräuschen erfüllt war. Leonhard Schröder erläuterte den Vereinsmitgliedern, darunter Vorsitzender Sepp Becker, und ihren Gästen zu Beginn die Auswahlkriterien für Leder: Insektenbisse oder kleine Verletzungen hinterlassen winzige Spuren im Narbenleder, die berücksichtigt werden. Verschieden große Schablonen werden ausgemessen und geschnitten. In einem weiteren Arbeitsschritt unternähen die Zuständigen Stoffe oder Lederteile, damit sie stärker atmen können und keine nasse Sitzfläche hervorrufen.

Blick in die Polsterei der Wassenberger Werkstätten - Dieter Mertens prüft hier kritisch eine Polsterung. Die Teilnehmer des
Blick in die Polsterei der Wassenberger Werkstätten - Dieter Mertens prüft hier kritisch eine Polsterung. Die Teilnehmer des "Kulturhistorischen Spaziergangs" erhielten interessante Einblicke. FOTO: JÜRGEN LAASER

Die Teilnehmer schauten aufmerksam zu, machten Druckproben an Schaumstoffblöcken verschiedener Festigkeitsgrade oder staunten über die Fräsmaschine, die präzise die zur Garnitur gehörigen Holzteile aus der Platte löste. "17 oder 18 Leute ersetzt die Maschine", wiederholte Sepp Becker, der bereits als damaliger Gesamtschullehrer mit einer neunten Klasse eine Führung mitgemacht hatte, nachdenklich - Rationalisierung, die ein Teilnehmer auf der eigenen Arbeitsstelle ebenfalls erlebt hatte.

"Jetzt weiß man, wofür man bei der Anschaffung so viel Geld bezahlt", meinte eine Frau angesichts der vielen Handgriffe anerkennend. "Der Kunde verlangt heutzutage viel Technik, die verbaut wird", meinte Schröder und demonstrierte ausfahrbare Rückenteile oder Sitzflächen. Die Werkstätten stellen vor allem nach Wunsch maßgefertigte Möbel her. Sepp Becker betonte abschließend, dass er sich freue, in Wassenberg solch einen Betrieb zu haben.

Quelle: RP vom 19.2.2016

Wassenberger Polsterwerkstätten

Das Unternehmen ist beheimatet im Industriegebiet Forst, Wassenberg, Rurtalstraße 37, Telefon 02432 939321, www.sofa-direkt.de. Es war die zweite Firmenbesichtigung des Vereins.


 

Heimatverein im Naturparkzentrum in Wildenrath 

Der Einladung des Heimatvereins Wassenberg zum kulturhistorischen Spaziergang in das Naturparkzentrum in Wildenrath am 21. Oktober 2015 waren 24 interessierte Teilnehmer/innen gefolgt und erlebten einen „Spaziergang einer ganz anderen Art“. Dort präsentiert zurzeit der Hobby-Fotograf Matthias Meyer beeindruckende Bilder aus Wassenberg und Umgebung. Er nahm sich auch gerne die Zeit, seine Werke zu erklären und die an ihn gestellten Fragen zubeantworten sowie wertvolle Fototipps aus der Praxis zu gebenGleichzeitig übernahm Sepp Becker den Part, eine Ausstellung des Naturparkzentrums zu erläutern. Den Abschluss des Besuches bildete ein Rundblick vom Dachgeschoss des Gebäudes aus weit über das Erkelenzer und Heinsberger Land, was bei entsprechender Sicht allensehr gefallen hat.

Hobbyfotograf Matthias Meyer
Hobbyfotograf Matthias Meyer
Matthias Meyer (links) beim Fachsimpeln mit einem interessierten ​Teilnehmer
Matthias Meyer (links) beim Fachsimpeln mit einem interessierten ​Teilnehmer
Matthias Meyer
Matthias Meyer
Gruppenführung im Naturparkzentrum
Gruppenführung im Naturparkzentrum
Gruppenfoto
Gruppenfoto

 


 

Heimatverein zu Gast bei WKS

 

Die Gruppe des Wassenberger Heimatvereins besichtigte die hochmoderne Druckerei des traditionsreichen Wassenberger Unternehmens. FOTO: Walter Brehl
Die Gruppe des Wassenberger Heimatvereins besichtigte die hochmoderne Druckerei des traditionsreichen Wassenberger Unternehmens. FOTO: Walter Brehl

Der kulturhistorische Rundgang des Heimatvereins durch Wassenberg am 9.9.2015 hatte dieses Mal ein ganz besonders interessantes Ziel im Industriegebiet Forst. Eine Gruppe von 35 Teilnehmern besuchte das von Gert Kraft und Josef Schlötels 1988 errichtete und inzwischen erweiterte Betriebsgebäude, an dessen alten Standort an der Gladbacher Straße sich viele ältere Wassenberger noch erinnern. Geführt in drei Gruppen, erläuterte jeweils ein fachkundiger Mitarbeiter die Entwicklung des Betriebes und die heutigen digital gesteuerten Betriebsabläufe.

In atemberaubender Geschwindigkeit drucken die Rollenoffsetmaschinen Prospekte, Zeitungsbeilagen, Flyer und weitere Druckobjekte in hoher Auflage, die dann gefalten und gebündelt auf Paletten zu ihren Zielorten, auch außerhalb Deutschlands, transportiert werden. Natürlich sind auch Roboter im Einsatz, die die Druckererzeugnisse sortieren und für den Versand vorbereiten. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass seit einiger Zeit bei dieser WKS-Gruppe die schnellste Druckmaschine der Welt im Einsatz ist. Alle erforderlichen Druckmaterialien wie tonnenschwere Papierrollen oder Farben in Großbehältern werden laufend von Lastwagen angeliefert, damit der Betrieb rund um die Uhr gewährleistet ist.

Die WKS-Gruppe beschäftigt zurzeit rund 335 Mitarbeiter an den Standorten Essen und Wassenberg, davon 130 Mitarbeiter in Wassenberg, die schichtweise eingesetzt sind. Fazit der Gruppenmitglieder: "Die Besichtigung dieses Druckerbetriebes war für alle ein hochinteressantes und sehr informatives Heimaterlebnis."

Quelle: RP vom 21.9.2015

 

Sepp Becker führt fachkundig durch Wassenberg

Sepp Becker (links) an der Wingertsmühle
"Der Standort ist ideal für eine Windmühle", erklärt Sepp Becker (links) an der Wingertsmühle. FOTO: Archiv Laaser

Wenn Sepp Becker, Vorsitzender des Heimatvereins Wassenberg, eine interessierte Gruppe zu den Wassenberger Sehenswürdigkeiten im Judenbruch führt, ist er in seinem Element. Bei seinen "Kulturhistorischen Spaziergängen" weiß er vieles zu berichten. Auch Naturfreunde kommen auf ihre Kosten. Von Phillip Schaffranek
Die Teilnehmer können bei dem ungefähr zweistündigen Spaziergang viel über die Wassenberger Historie erfahren. Nur schwer ist es vorstellbar, dass das Judenbruch, heute ein Stadtpark mit Teichen und Bachläufen, einmal Sumpfgebiet war.
Erst seit dem 19. Jahrhundert wachsen hier die verschiedensten Bäume. Verantwortlich für diesen Wandel war ein Mann namens Oskar von Forckenbeck. "Forckenbeck war ein reicher und gebildeter Mann, der sogar Kontakt zu Otto von Bismarck hatte", weiß Becker.
Wie es zum Namen Judenbruch kam? "Der Begriff Judenbruch taucht bereits im 14. Jahrhundert das erste Mal auf", erklärt Becker. Am wahrscheinlichsten sei, dass die ersten Wassenberger Juden dort ihre Toten begraben haben. Juden leben seit dem 14. Jahrhundert in Wassenberg, das stärkt diese Vermutung.
Kloster und Windmühle
Auf dem Weg durch das Judenbruch gibt es vieles zu entdecken. Abseits des Weges liegt ein alter Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Dieser gehörte zum Westwall, der von Hitler errichteten Westgrenze. Die Wingertsmühle, eine Windmühle aus dem Jahr 1778, gibt Anlass für historische Spekulationen.
Becker berichtet von der Wassenberger "Urmühle", deren Name und Standort unbekannt sind. Vermutlich aber stand sie genau dort, wo heute die Wingertsmühle steht. "Der Standort ist optimal für eine Windmühle". Auch interessant ist das ehemalige Vinzentinerinnen-Kloster, das es im Judenbruch gab. Quelle: RP

Info

Wer das Judenbruch oder andere historische Stätten in Wassenberg nicht alleine erkunden möchte, kann an den „Kulturhistorischen Spaziergängen“ des Heimatvereins Wassenberg teilnehmen. Diese finden regelmäßig einmal im Monat statt. Genaue Informationen gibt es im Terminkalender.

Presse

Versteckte Fluchtburg im Wald (Rheinische Post vom 22.5.2015)

 


 

Kulturhistorischer Spaziergang am 08.07.2015

Der Kulturhistorische Spaziergang führte die Teilnehmer unter Führung von Sepp Becker zur Friedhofskapelle in Birgelen, die 1872 auf den Fundamenten der alten Bergkirche errichtet wurde. Der Zufall wollte es, dass an diesem Tag die Friedhofskapelle offen war und so konnte Sepp Becker im Innenraum der Kapelle seine geschichtlichen Erklärungen abgeben. Von hier ging es weiter zum in unmittelbarer Nähe im Wald gelegenen „Birgelener Pützchen“. Auch hier bereichterte Becker mit großem geschichtlichenDetailwissen und Naturkenntnissen das Wissen der Teilnehmer. Ein insgesamt gelungener Nachmittagsspaziergang. Fotos: BeSe

Die Glasfenster der Birgelener Friedhofkapelle

Friedhofskapelle von 1872
Friedhofskapelle von 1872

 


Innenraum mit Altar
Innenraum mit Altar

 

Andächtige Zuhörer
Andächtige Zuhörer

 

Glasfenster von Innen
Glasfenster von Innen

 

Blick ins Innere
Blick ins Innere

 

Altar
Altar

 

Wappen rechts
Wappen rechts

 

Wappen links
Wappen links

 

Birgelener Pützchen - Wallfahrtskapelle
Birgelener Pützchen - Wallfahrtskapelle

 

Sepp Becker als Vortragender
Sepp Becker als Vortragender

 

Informationstafel
Informationstafel